August 17th, 20214 Min. Lesezeit

WOOPst du schon? Positives Denken alleine bringt dich nicht weiter.


Hast du auch eine Person in deinem Freundeskreis, die ständig von Veränderungen und neuen Projekten träumt. Gut gelaunt und mit scheinbar völligem Optimismus wird davon erzählt, doch häufig kommt es nicht Mal zum ersten Schritt. Und wenn die neuen Projekte oder Veränderungen doch gestartet werden, dann werden sie auch schnell wieder fallen gelassen. Oder bist vielleicht du diese Person?

Welche Vor- und Nachteile hat positives Denken?

In unserer individualisierten Gesellschaft liegt die Verantwortung das eigene Leben zu gestalten, weitgehend bei uns selbst. Soziale Medien und das Internet suggerieren uns beinahe unendlich viele Alternativen: Den Wohnort vielleicht in die Berge oder auf eine ferne Insel verlagern. Als digitaler Nomade durch die Welt streifen. Mehr Verantwortung im Beruf übernehmen und Karriere machen. Einfach kündigen und das eigene Business aufbauen. Oder vielleicht doch eine neue Sprache, Musikinstrument oder Sportart lernen. Der erste Gedanke an solche Veränderungen beflügelt uns oft. Motivationscoaches rufen uns dann noch entgegen „Shoot for the moon“ und der Slogan „Dream Big“ ziert Kaffeetassen und Jutebeutel. Kurzum: Denke positiv und du wirst alle deine Träume erreichen.

Leider ist es nicht ganz so einfach, sagt Prof. Dr. Gabriele Oettingen, die als Professorin für Pädagogische Psychologie und Motivation in Hamburg und New York lehrt. In Ihrem Buch „Rethinking Positive Thinking” (in dt. „Psychologie des Gelingens“ )beschreibt sie, dass positive Zukunftsvorstellungen zwar helfen in eine gute Stimmung zu kommen, nicht aber unsere Träume, Ziele und Wünsche zu erreichen, denn sie verleiten uns, die erwünschte Zukunft bereits im Hier und Jetzt zu genießen. Dadurch können positive Zukunftsvorstellungen dann die Mobilisierung der zur Wunscherfüllung notwendigen Energie verhindern.

Das sagt die Wissenschaft

In einer Studie zeigte sich, dass Studierende, die häufiger in positiven Fantasien über den erfolgreichen Übergang in ihr Arbeitsleben geschwelgt hatten, weniger Bewerbungen verschickt hatten und ein geringeres Einkommen hatten als Studierende, die weniger oft positive Fantasien hatten. Weitere Studien bestätigen diesen vielleicht kontraintuitiven Befund: Je positiver Personen sich ihre Zukunft vorstellen, desto weniger erfolgreich sind sie darin, die erwünschte Zukunft tatsächlich zu realisieren. Je positiver die Fantasien von übergewichtigen Teilnehmenden einer Diät waren, desto weniger erfolgreich reduzierten sie ihr Gewicht. Je positiver Studierende über ihren Erfolg in der nächsten Prüfung fantasierten, desto weniger erfolgreich waren sie.

Selbst in zwischenmenschlichen Beziehungen scheint dieser Effekt Bestand zu haben: je positiver die Fantasien von Studierenden waren, mit einer Person, in die sie „verknallt“ waren, eine romantische Beziehung anzufangen, desto weniger wahrscheinlich war es, dass es tatsächlich eine solche Beziehung eingingen. In einer andren Studie mussten Patientinnen und Patienten, die eine Hüftgelenksersatzoperation vor sich hatten, sich die Zeit nach der Operation vorstellen. Je positiver die Fantasien der Patientinnen und Patienten hinsichtlich ihrer Genesung waren, desto weniger schnell erholten sie sich von der Hüftoperation, desto geringer war der Bewegungsbereich der Hüfte und desto schlechter war ihre allgemeine Genesung.

Der WOOP-Ansatz

Positives Denken hat also durchaus seine Schattenseiten. An dieser Stelle wird sich der ein oder andere denken „Dann lass ich die Sache mit dem positiven Denken mal lieber.“ Es ist aber auch wichtig anzuerkennen, dass positive Zukunftsbilder eine gute Stimmung erzeugen und durchaus für das Explorieren verschiedener Möglichkeiten hilfreich sein kann. Deshalb empfiehlt die Psychologie Professorin Gabriele Oettingen, das sogenannte „mentale Kontrastieren“. Unter diesem Begriff verbirgt sich eine Übung, bei der wir unsere positive Wünsche mit dem Bedenken möglicher Hindernisse kombinieren. Mit dem sog. WOOP-Ansatz lässt sich das mentale Kontrastieren leicht umsetzen. Die Abkürzung WOOP steht für Wish, Outcome, Obstacle, Plan (Wunsch, Ergebnis, Hindernis, Plan). Was genau sich hinter diesen Punkten verbirgt, erfährst du in der folgenden Abbildung:

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Dieses Grundprinzip hat sich bereits in vielen Bereichen bewährt: Studien zeigen, dass Erwachsene mit Hilfe von WOOP Stress reduzieren und ihr Arbeits- und Problemlöseverhalten verbessern können. WOOPen kann außerdem die Erfüllung verschiedener Wünsche fördern, zum Beispiel das eigene Gewicht zu reduzieren, weniger Alkohol zu konsumieren oder eine Beziehung zu einer anderen Person zu verbessern. Schon bei Kindern und Jugendlichen konnte der positive Effekt des WOOP-Ansatzes gezeigt werden, zum Beispiel bei Themen wie Hausaufgaben, Schulnoten oder Aufmerksamkeit.

Mit der WOOP-Technik wirst du feststellen, ob deine Wünsche erfüllbar sind. Falls ja, wird dir die Technik die entsprechende Orientierungshilfe bieten, dein Engagement erhöhen und dich zum Handeln motivieren. Falls nicht, solltest du dich davon lösen und andere, vielversprechendere Ziele verfolgen. Denn Positives Denken bewirkt nur dann wünschenswerte Ergebnisse, wenn es mit einem ordentlichen Schuss Realität einhergeht und potenzielle Hindernisse bedacht werden. Beim Erfüllen deiner Wünsche wirst du immer wieder mit negativen Emotionen und Gefühlen konfrontiert sein. Mit dem 8-achtwöchige Grundlagentraining von Mindance kannst du einen konstruktiven Umgang mit deinen Emotionen erlernen. Mindance ist also eine tolle Ergänzung zum WOOPen.

Foto: Randy Tarampi auf Unsplash

Lukas Stenzel

Co-Founder & CSO

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